FÜR DAS KIND – Museum zur Erinnerung
Der Kindertransport zur Rettung jüdischer Kinder nach Grossbritannien 1938/39
Nach einer Idee von Rosie Potter und Patricia Ayre
JEDER EINZELNE SOLL SICH SAGEN:
FÜR MICH IST DIE WELT ERSCHAFFEN WORDEN; DAHER BIN ICH MITVERANTWORTLICH.
Pirke Avot – Sprüche der Väter/Ethics of Our Fathers
Die Geschichte
Die Kindertransporte
Mit den Kindertransporten traten über 10.000 Kinder, die als »jüdisch« im Sinne der Nürnberger Gesetze galten, zwischen Ende November 1938 und dem 1. September 1939 die Ausreise aus Deutschland, Österreich, Tschechoslowakei und Polen nach Großbritannien an.
Wenige Tage nach dem Novemberpogrom (Reichskristallnacht) am 9.auf 10. November 1938 lockerte die britische Regierung die Einreisebestimmungen, und es erging ein Aufruf an die britischen Familien, Pflegekinder aufzunehmen. Es durften nun jüdische Kinder bis zum Alter von 17 Jahren einwandern, sofern ein Förderer oder eine Pflegefamilie für sie gefunden wurde.
Der erste Transport ist Gertruida Wijsmuller-Meyer, einer einflussreichen niederländischen Bankiersfrau zu verdanken, die nach Wien fuhr und mit Adolf Eichmann verhandelte. Eichmanns Bedingung war, innerhalb kürzester Zeit 600 jüdische Kinder für die Abfahrt nach England zu sammeln. Für die Kinder selbst war das »Refugee Children Movement« verantwortlich. Die Kinder fuhren mit dem Zug von ihren Heimatbahnhöfen über die Niederlande, meist nach Hoek van Holland, und von dort weiter per Schiff zu der englischen Hafenstadt Harwich.
Die Einreise
Für die Einreise in Großbritannien waren Garantiesummen für die Reise- und Umsiedlungskosten der Kinder von 50 Pfund (heute ca. 1.500 Euro) notwendig. Die Kinder sollten im Land verteilt werden, sie sollten eine Ausbildung erhalten und später zu ihren Familien zurückkehren. Die britische jüdische Gemeinde verpflichtete sich, die Garantiesummen zu übernehmen. Für jedes Kind musste ein Sponsor gefunden werden, der die 50 Pfund garantierte. Die RCM prüfte die Anträge, Permitnummern, organisierte die Reise mit Zug und Schiff, sorgte für die erste Aufnahme der Kinder in England, für Auswahl der Pflegeeltern, für Platzierung in Familien und Heimen, für Nachbetreuung. Nach Kriegsausbruch war die Weiterwanderung für die Kinder nur schwer möglich. Den Abschiedstermin erfuhren die Eltern zwei bis 14 Tage vor der Abreise. Jedem Kind war erlaubt, einen Koffer, ein Handgepäcksstück und zehn Reichsmark mitzunehmen. Spielzeug war verboten und Wertsachen wurden beschlagnahmt. Die Kinder selbst wurden von den Eltern erst informiert, wenn die Abreise unmittelbar bevorstand. Es war den Eltern nicht erlaubt, die Kinder bis zum Bahnsteig zu begleiten.
Schon nach wenigen Wochen aber überstieg die Anzahl der ankommenden Flüchtlingskinder die angebotenen Pflegeplätze. Manche Kinder wurden in der Folge als kostenloses Dienstpersonal ausgenutzt. Hinzu kam das Leid der kleinen Kinder, die überwiegend die Umstände ihrer Ausreise nicht kannten oder nicht verstanden und oftmals glaubten, ihre Familie habe sie verstoßen. Andere Kinder und Jugendliche litten darunter, dass ihnen die Gefahr, in der die zurückgebliebenen Eltern, Geschwister und andere Verwandte schwebten, durchaus bewusst war, und sie ihnen nicht helfen konnten.
Nach dem Krieg blieben viele Kinder bei den Pflegeeltern, denn ein Großteil davon war durch die Vernichtung der europäischen jüdischen Bevölkerung elternlos.
Kindertransporte aus Wien nach London im Überblick 1938/39
10.Dezember
17.Dezember
18.Dezember
20.Dezember
21.Dezember
25.Dezember
10.Januar
11.Januar
20.Februar
13.März
27.März
13.Mai
6.Juni
13.Juni
20.Juni
4.Juli
11.Juli
16.Juli
25.Juli
1.August
8.August
15.August
22.August
Unterrichtsmaterial
Künstlerinnen
Rosie Potter und Patricia Ayre
Die Gedenkausstellung „Für das Kind“ hat auf ihrer über 10 Jahre dauernden Reise an sehr wichtigen Orten (London, Wien, Mauthausen, Prag, etc.) Station gemacht. Sie wird auch weiterhin an geeigneten Orten Gast sein, im Ermessen ihrer außergewöhnlichen „Sachwalterin“, und Agentin Milli Segal. Jetzt hat sie ein permanentes zu Hause gefunden in der Wiener Urania, danke an Direktor Günther Siedl.
„Für das Kind“ erinnert an die Ankunft von 10.000 Flüchtlingen zwischen 1938 und 1939 in London, Kinder zwischen drei Monaten und 17 Jahren alt, die vor der Verfolgung der Nazis flüchteten. Die fotografischen Arbeiten basieren auf einer Serie von Stillleben, die Dinge zeigen, die die Kinder auf ihrer Reise mitnahmen, als sie ihre Heimatländer Deutschland, Österreich und die Tschechoslowakei mit der „Operation Kindertransport“ in dieser Zeit verließen. Die Arbeiten wurden von mir und Patricia Ayre zwischen 2000 und 2003 zusammengestellt, da bei der „Reunion of Kindertransports“, die in London abgehalten wurde, die überlebenden „Kinder“ von damals den Wunsch äußerten, ein Denkmal setzen zu wollen. Dieser Wunsch brachte uns und die Bildhauerin Flor Kent auf die Idee, zwei Wege zu gehen. Kent schuf Bronzestatuen von Kindern, die nach den Ebenbildern der Nachkommen der damaligen „Kinder“ kreiert und die dann außerhalb des Bahnhofs Liverpool Street, dem Hauptankunftsbahnhof der Kindertransporte, errichtet wurden. Patricia und ich hingegen sollten für unsere Gedenkausstellung zu den historisch bezogenen Orten fahren, in die Länder, aus denen die Kinder ursprünglich stammten und wo durch die Gräuel des Nazi Regimes für viele Jahre die Abwesenheit von Juden eine große kulturelle Leere hinterlassen hatte.
Das ursprüngliche Ziel des Projekts „Für das Kind“ war es, diesen Teil der Geschichte, von dem wenige wissen, einem neuen Publikum vorzustellen und gleichzeitig die Kinder mit ihrer eigenen Geschichte in Verbindung zu bringen, und zwar durch primäre, physische und authentische Elemente des Überlebens eingebettet in die Arbeit selbst. Eine Serie von Inseraten ging durch die Jüdische Presse, in denen darum gebeten wurde, dass Originalobjekte, die die Kinder damals auf ihrer Zugreise mitnahmen, gesucht und an die Künstlerinnen geschickt werden sollten. Dieses Ansuchen traf auf große Resonanz. Die gesandten Objekte waren: Fotografien, Bücher, Puppen, Eislaufschuhe, Hausübungshefte, Schulmitteilungen, Kleidungsstücke, Schuhspanner, Bettwäsche und die Schürze einer Mutter. Das Projekt inspirierte „die Kinder“ dazu, Dinge herzugeben, die noch nie zuvor einem Nationalmuseum oder einem Archiv angeboten worden waren. Die Gegenstände jedes einzelnen wurden in einen Originalkoffer gelegt und direkt von oben mit einer analogen Großbildkamera fotografiert, damit ein einheitlicher Blickwinkel und das tatsächliche Größenverhältnis in Bezug auf den Inhalt erhalten blieb. Manchmal ist der Koffer ziemlich voll, manchmal ist nur ein Foto darin, das hing einzig und alleine von den Gegenständen ab, die zur Verfügung gestellt wurden, nichts wurde bearbeitet. Der Titel „Für das Kind“ wurde direkt von einer kleinen Ansammlung von Dingen in einem Koffer genommen, der Pauline Warner (geb. Makowski) gehört hatte, darin befanden sich 3 Kinderkleiderbügel auf denen die Worte
„Fürs Liebe Kind“, „Dem Braven Kind“ und „Für das Kind“ standen. Jeder der 23 Drucke, aus denen die Ausstellung besteht zeigt einen Originalkoffer, der von einem Kind vor über 70 Jahren getragen wurde, als es in eine ungewisse Zukunft fuhr. Diese persönlichen Schätze, die jedem Kind in einem seiner wichtigsten Momente seines Lebens mitgegeben wurden, sind bedeutungsvoll, nicht nur im Zusammenhang mit einem eindeutig religiösen Hintergrund, sondern auch als großer Teil des individuellen Verständnisses jedes einzelnen in Bezug auf sein oder ihr nationales Erbe hinsichtlich geographischer und kultureller Einflüsse.
In vielen Fällen stehen diese Gegenstände für den letzten physischen Kontakt, den die Kinder mit einem ihrer Elternteile hatten. Mit diesen Gegenständen schwingt eine kollektive Erinnerung einer Gruppe mit. Sie sind vertraute, tröstliche Symbole der Kindheit und dennoch stehen sie zwischen zwei Welten, dem „Hier“ und dem „Dort“; ihre oft reduzierte Größe ließen ein Leben vermuten, das noch unfertig war. Die Drucke sind auf Wänden aufgehängt und in tiefen Holzrahmen eingelassen, wie traditionelle Meisterwerke in einem Museum. Der in Glas eingravierte Text vor dem Bild zeigt die heutige Handschrift des oder der Überlebenden, ein Ausschnitt, der aus persönlichen Darstellungen, Briefen, Telefongesprächen und Treffen mit den Künstlerinnen herangezogen wurde.
Ein Stift und eine weiße, A6-große Postkarte wurden an jedes ehemalige „Kind“ gesandt und sie wurden darum gebeten, zum einen, den Textausschnitt zu verifizieren, der aus den persönlichen Gesprächen oder Texten ausgesucht wurde und zum anderen, diesen auf die Postkarte zu schreiben. Die Handschrift wurde vergrößert, aufkaschiert und auf hochwertige Selbstklebefolien gelegt, die dann auf dem Glas befestigt wurden und Teil des fertigen Werkes waren. Jedes Textstück wurde vorsichtig mit der Hand aus den dünnen Selbstklebefolien ausgeschnitten und mittels Gebläse mit feinem Sand bestrahlt, um die Radierung zu produzieren. Eine sehr heikle Arbeit, die von Patricia Ayre, Glaskünstlerin und ehemalige Studentin des Royal College of Art gemacht wurde.
Der eingravierte Text, der bei jedem Druck einzigartig und immer unterschiedlich, über oder quer über die Gegenstände gelegt wurde, führt zu subtiler Interaktion negativer und positiver Effekte, die mit den scharfen und
mit den verzerrten Schatten, die durch das Umgebungslicht geworfen werden, Metaphern der Erinnerung kreieren. Diese Graffiti-artigen Texte stören das Gleichgewicht des implizierten „Museums“, bringt den Leser weg von der einfachen Betrachtung einer Ansammlung von historischen Gegenständen zum Erkennen der zentralen Bedeutung derjenigen, die direkte Zeugen der Geschehnisse der Geschichte sind.
2013 hat Dr. Pnina Rosenberg, Lektorin und Historikerin am Technion in Haifa, beide Elemente des Projektes „Für das Kind“ in einem Artikel in „Prism“, einer interdisziplinären Fachzeitschrift für Holocaustlehrende besprochen, indem sie schrieb: „Diese beiden revolutionären Denkmäler ergänzen einander und brennen
die Odyssee der Kindertransporte in unsere kollektive Erinnerung.”
Weiters meint sie: „Diese wichtige Manifestation kollektiver Erinnerung beschreibt die Wandlung und die Neugestaltung des ,Archivs, durch die innovationsförderliche Umsetzung des Konzeptes eines Denkmals durch die Künstlerinnen. Sie sind gleichzeitig Denkmäler und Familienalben, privat und doch öffentlich zugänglich und deshalb eröffnen sie einen Dialog und erschaffen eine neue Sprache der Kunst, die die Anforderungen einer überlasteten kollektiven Erinnerung des 21-ten Jahrhunderts hervorragend erfüllt.“ Dr. Rosenberg schließt damit, dass jeder Koffer, der von jedem einzelnen dieser Kinder auf seiner jeweiligen Reise getragen wurde und in dem Werk „Für das Kind“ gezeigt wird, die vielen humanitären und mutigen Taten betont und unterstreicht, durch die diese Kinder in Sicherheit gebracht wurden und symbolisieren nicht nur ihr Überleben, „sondern unser eigenes Überleben in einer Welt, in der ständige Veränderungen und Unruhen weiterhin für die physische und moralische Beschaffenheit der Gesellschaft eine Herausforderung darstellen, in der Kinder auf der ganzen Welt noch immer Vertreibung und schmerzvolle Trennungen erfahren müssen.“
Wir Künstlerinnen wollten den ehemaligen „Kindern“ der Kindertransporte ein Medium für ihren persönlichen Ausdruck bieten und gemeinsam haben wir danach getrachtet, ein Werk zu kreieren, dass eine wirkliche und direkte Verbindung zu ihrer Erinnerung und zu den wichtigen historischen Geschehnissen darstellt, deren Zeugen sie sind, und die ihr Leben dauerhaft verändert haben.
Rosie Potter, Juli 2014
Die Retter
Die Kindertransporte waren eine Rettungsaktion, eine Bewegung, an der sich viele Organisationen und Einzelpersonen beteiligten. Sie war einzigartig, weil Juden, Quäker und Christen vieler Glaubensbekenntnisse gemeinsam an einem Strang zogen, um vorrangig jüdische Kinder zu retten. Viele große Persönlichkeiten halfen: Lord Baldwin, Autor des berühmten Aufrufs an das britische Gewissen; Rebecca Sieff, Sir Wyndham Deeds, Viscount Samuel; Rabbi Solomon Schonfeld, Nicholas Winton, der die tschechischen Transporte organisierte; und die Quäkerführer Bertha Bracey und Jean Hoare und viele andere.
Die Quäker
Während der ersten Jahre des Dritten Reiches erhielten die Quäker den Ruf, dass sie Jüdinnen und Juden und jedem, der vor den Nazis in Europa flüchten musste, bereitwillig bei der Flucht halfen. Quäker und Zeugen Jehovas erweiterten ihre Hilfe für Jüdinnen und Juden und machten sie zu formeller Kirchenpolitik. Kurz nach der Reichskristallnacht im November 1938 setzten sie sich für die Immigration von Juden und Jüdinnen aus Deutschland und Österreich ein und unterstützten diese auch finanziell. Sie reagierten auch auf das immer größer werdende Problem, dass tausende von Kinder und Säuglingen, deren Eltern in Vernichtungs- bzw. Konzentrationslager geschickt wurden, jemanden brauchten, der sich um sie kümmerte, und so übernahmen sie eine aktive Rolle bei den Kindertransporten. In einer Welt, die durch Hass und Krieg zerrissen war, half die Gesellschaft der Freunde allen Menschen in ihrem Schmerz und ihrer Not – und riskierten durch ihre offenkundige Opposition gegen Hitlers Deutsches Reich ihr Leben.
Die Cristadelphians
Die Christadelphians reagierten auf den Aufruf, Kinder vor der Naziherrschaft zu retten, indem sie Geld sammelten, um die Evakuierungen zu finanzieren, und indem sie in ihrer Gemeinschaft ein zu Hause für diese Kinder suchten. Sie reisten immer wieder zu den jungen Ankommenden, um verängstigte und weinende Kinder abzuholen, manche jünger als drei Jahre. Die Szenen waren so herzzerreißend, dass sogar “eiserne Londoner Bobbys” (Londoner Polizisten) zu Tränen gerührt waren. Die Kinder wurden gesammelt und man fand ein zu Hause für sie. Einige Wohnheime wurden eingerichtet, damit sich in den Jahren des Krieges jemand um die jungen Burschen unter den Flüchtlingen kümmerte.
Sir Nicholas Winton
Nicholas Winton, damals ein 29-jähriger Mitarbeiter an der Londoner Börse besuchte Prag in der damaligen Tschechoslowakei Ende 1938. Er war nur zwei Wochen in Prag, aber er wurde durch Flüchtlingsströme aufgrund
der bevorstehenden Nazi-Invasion alarmiert. Er erkannte sofort die imminente Gefahr und beschloss mutig, dass er alles nur Erdenkliche tun würde, um so viele Kinder wie möglich aus dem Geltungsbereich der Nazis zu bekommen. Er hatte sein Büro am Esstisch eines Prager Hotels eingerichtet und bald wusste man vom “Engländer am Wenceslas Platz“. Eltern strömten zu ihm ins Hotel und wollten ihn dazu überreden, ihr Kind auf die Liste zu setzen, verzweifelt versuchten sie, ihre Kinder aus dem Land zu bekommen, bevor die Nazis kamen.
“Es schien hoffnungslos“, sagte er Jahre später, “jede Gruppe war der Meinung, dass es für sie am dringendsten wäre.“ Bevor Winton Anfang 1939 wieder nach London zurückkehrte, schaffte er es, die Organisation für die tschechischen Kindertransporte in Prag einzurichten, damit er alles Notwendige dann von Großbritannien aus veranlassen könnte. Für jedes Kind musste er Pflegeeltern finden und eine Garantie von
50 Pfund – zu dieser Zeit ein kleines Vermögen – vorweisen können. Er musste auch Geldgeber finden, die die Transporte finanzierten. In neun Monaten hatte Nicholas Winton es geschafft, 669 Kinder, hauptsächlich aus der Tschechoslowakei, aber auch aus Österreich und Deutschland in 8 Zügen aus den Ländern wegzubringen. Ein Kind nach dem anderen wurde von seinen Pflegeeltern abgeholt und zu ihnen mit nach Hause genommen, sie wurden von ihnen vor dem Krieg und vor dem Genozid gerettet, der ihre Familien in der Heimat töten sollte.
Rabbi Dr. Solomon Schonfeld
Einer der bemerkenswertesten Retter war Rabbi Solomon Schonfeld, der persönlich tausende Juden zwischen 1938 und 1948 vor den Nazis in Mittel- und Osteuropa rettete. Ein sehr charismatischer und engagierter junger Mann, der im Alleingang mehreren tausend Menschen zur Flucht nach England verhalf und seine “Schützlinge“ nicht nur in Sicherheit brachte, sondern sie auch mit einem zu Hause, Ausbildung und Arbeit versorgte. Im Herbst 1938, nach der Reichskristallnacht, bat ihn Julius Steinfeld, ein österreichischer Gemeindevorstand, inständig, einen Kindertransport nach England zu organisieren. Rabbi Schonfeld organisierte einen Zug nach Wien und verhalf dann beinahe 300 Kindern zur Flucht in einem Kindertransport, wobei er gegenüber der britischen Regierung persönlich die Garantie für die Kinder übernahm, um deren Einreise zu ermöglichen. Schlussendlich rettete er viertausend Kinder. Sogar noch vor den Kindertransporten brachte Rabbi Schonfeld 1.200 deutsch-jüdische Gemeindearbeiter und deren Familien nach England. Während des Krieges setzte er sich intensiv dafür ein, temporär Zuflucht für viele zu finden, wann immer es ihm möglich war und schaffte es, tausende von Visa zu bekommen, damit Menschen flüchten konnten. Nach dem Krieg eilte er auf den befreiten Kontinent zurück und half, die seelischen und physischen Nöte der Überlebenden zu lindern und sie aus dem kriegszerrütteten Europa zu evakuieren.
Helga Bellenger geb./nee Kohn Wien, Österreich/Vienna, Austria,9 Jahre/ 9 years Mutter überlebte, ihr Bruder wurde im Konzentrationslager ermordet Mother survived, Mother's Brother killed in concentration camp „Mutter putzte den Gehsteig in ihrem Pelzmantel“ „mother scrubbing the pavement in her fur coat” | Nora Danzig geb./nee Braunschweiger Hosbach, BRD/ Germany, 8 Jahre/ 8 years Eltern wurden nach Theresienstadt deportiert, bis auf eine Kusine ist die gesamte Familie umgekommen Parents deported to Theresienstadt, all family murdered, one cousin survived „Mein Vater war wie die meisten Deutschen, sehr pragmatisch“ „Father, as most Germans, was very methodical” | Lore Gordon geb./ nee Heimann Wuppertal, BRD / Germany, 16 Jahre /16 years Vater wurde nach Theresienstadt deportiert, die Eltern überlebten Father sent to Theresienstadt, both parents survived „meine Eltern sind so nah wie möglich am (Bahn) Fenster gestanden“ „my parents stood as close to the window as they could” |
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Dorothea Douglas geb./ nee Koniec (Herbert Kaye, Bruder/brother) Bratislava, Slowakei/Slovakia, 14 Jahre/14 years Eltern ermordet Parents perished „Das Leben war voller Angst” „life became full of fear” | Herbert Kaye geb./nee Koniec Bratislava, ( Dorothea Douglas, Schwester/sister) Bratislava, Slowakei/Slovakia 10 Jahre /10 years Eltern ermordet Parents perished „das letzte Mal geschliffen von meiner Mutter 1939“ “last polished by my Mother in 1939” | Jochewet Heiden geb./nee Heidenstein Berlin, BRD/ Germany 16 Jahre/16 years 2 Schwestern überlebten, der Rest der Familie ist umgekommen Two sisters survived, the rest of the family perished „Ich glaube keines der Mädchen hat überleb“ „I don't think any of the girls survived” |
Ingrid Joseph Wien, Österreich /Vienna, Austria, 12 Jahre /12 years Mutter und Großmutter wurden von der Gestapo auf den Transport ins Ghetto Minsk ermordet Mother and Grandmother killed by the Geheime Staatspolizei on the transport to Minsk „da waren überall Fahnen, ich wußte das ist irgendwie gegen mich“ „there were flags everywhere, I knew this was somehow against me” | Marion Gross geb./nee Levy Berlin, BRD / Germany, 16 Jahre /16 years Eltern konnten flüchten und überlebten Parents escaped and survived „A&C Levi war ein Eckgeschäft nahe dem Alexanderplatz“ „A&C Levi was a corner shop near Alexander Platz” | Stephane Kester Chemnitz, BRD/ Germany, 11 Jahre /11years Großeltern nach Theresienstadt deportiert und in Treblinka ermordet Grandparents sent to Theresienstadt and perished in Treblinka „aus der Schule geworfen, weil ich jüdisch bin“ „thrown out of school because of my being Jewish” |
Josi Knight geb./ nee Eberstarkova Trstena, Slowakei/Slovakia, 15 Jahre /15 years Eltern veschwunden Parents lost “Ein Symbol meiner Verantwortlichkeit” “A symbol of my responsibility” | Bertha Leverton München, BRD /Munich, Germany, 15 Jahre /15 years Eltern haben überlebt Parents survived „nur die Gabel ist übrig geblieben“ „only the fork remains” | Eva Lorimer geb./nee Rhein Hamburg, BRD / Germany, 6 Jahre - es war ihr Geburtstag /6 years – it was her birthday Mutter wurde in ihrer Wohnung im Dezember 1941 verhaftet, ins Ghetto nach Riga (Litauen) deportiert und dort ermordet, keine Erwähnung vom Schicksal des Vaters Mother taken from apartment by the nazis in December 1941, transported to Riga, in Latvia, where she was murdered. No mention of father. „aus dieser Wohnung aus der meine Mutter deportiert wurde“ „from this apartment that my M |
Ilse Melamid Wien, Österreich /Vienna Austria, 11 Jahre /11years Vater überlebte, Mutter und Schwester in Auschwitz ermordet Father survived, Mother and Sister perished in Auschwitz „den Koffer mit einem schweren Herzen gepackt – aber sie rettete mein Leben“ „packed my suitcase with a heavy heart - but she saved my life” | Eduard Chanoch Merzbach Frankfurt, BRD / Germany, 15 Jahre / 15 years wurde in einem Kindertransport am 4. Januar 1939 nach Holland geschickt, blieb in Eindhoven und ist wahrscheinlich m 6. März 1939 in Palästina angekommen (er hat 150 Gebetbücher zu seiner Bar Mitzwah bekommen, aber nur das eine im Koffer ist übriggeblieben) was sent to Holland on a Kindertransport on Janury 4th, 1939. He was held in Eindhoven but eventually arrived in Palestine on March 6th, 1939. (Given 150 books for his Bar | Milena Roth Prag, Tschechische Republik /Prague, Czech Republic, 6 Jahre /, 6 years Eltern wurden nach Theresienstadt deportiert und dann weiter nach Auschwitz, wo sie ermordet wurden Parents deported to Theresienstadt, then to Auschwitz where they were murdered „Mutter lehrte in einem geheimen Kindergarten“ „mother taught in a secret nursery school” |
Vera Schaufeld Klatovy, Tschechische Republik /Czech Republic, 9 Jahre /9 years Eltern und Großmutter im Konzentrationslager ermordet Parents and Grandmother perished in concentration camp „sie standen hinter der Absperrung“ „they stood behind the barrier” | Ruth Sellers Karlsruhe, BRD / Germany, 16 Jahre /16 years Vater war Jude, Mutter ist konvertiert und wurde zum Arbeitsdienst abkommandiert. Vater und Schwester wurden nach Theresienstadt deportiert, sollten 1945 noch nach Auschwitz deportiert werden, aber durch die Invasion der Roten Armee überlebten sie. Father was Jewish, Mother converted. Father and sister were sent to Teresienstadt. Mother was made to do heavy work. In 1945, father and sister were to be sent to Auschwitz but the Russian army | Frieda Simmons geb./ nee Kiwi Fürstenwald, BRD / Germany (Wendy Wood, Schwester/sister), 9 Jahre /9 years Eltern in einem Konzentrationslager in Polen ermordet, es gibt keine weiteren Informationen Parents killed in concentration camp in Poland, no further information „er konnte nicht sprechen, er konnte die Worte nur flüstern“ „he could not talk, he could only whisper the words” |
Wendy Wood geb./nee Kiwi Fürstenwald, BRD / Germany (Frieda Simmons, Schwester /sister), 12 Jahre /12 years Eltern in einem Konzentrationslager in Polen ermordet, es gibt keine weiteren Informationen Parents killed in concentration camp in Poland, no further information „Chanukka 1937, bevor unser Haus weggenommen wurde“ „Chanuka 1937, in Fürstenwalde before our house was taken” | Else Shamash geb./ nee Karplus Berlin- Charlottenburg, BRD / Germany Sie war 12 Jahre alt als sie mit dem Kindertransport am 2. März 1939 nach London fuhr. Wenige Wochen später kamen ihre Eltern nach. Sie hatten alls verloren, aber sie waren in Sicherheit. Ihr Bruder Heinz lebt jetzt in Chicago. Else left on the Kindertransport on March 2, 1939, she was 12 years old. Her parents both survived and arrived in England where the family were reunited a few weeks later. Brother Heinz lives in Chicago. | Ruth Singer geb./nee Cohn Halle an der Saale, BRD / Germany, 10 Jahre /10 years Vater in Auschwitz ermordet Father perished in Auschwitz „mein Vater sah in die Zukunft, in unsere Zukunft“ „my father look to the future, our future” |
Ruth Sommerfeld Gera, BRD / Germany, 11 Jahre /11 years Mutter wurde während des Krieges ermordet Mother killed during the war “vom Lubavitcher Rebben ein Geschenk” „Given to me by the Lubavitcher Rebbe” | Pauline Worner geb. /nee Makowsky Köln, BRD /Cologne Germany, 10 Jahre /10 years Eltern wurden nach Polen deportiert, es gibt keine weiteren Angaben zu ihrem Schicksal Parents sent to Poland no record of their fate „laufend bis ans Ende des Bahnsteig, zum Abschied winkend“ „running till the end of the platform waving goodbye” |
Unterichtsmaterial
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