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The Missing Image

„Ich bin nicht dafür, dieses oder ein anderes kompromittiertes Denkmal abzubauen. Karl Lueger & Co. gehören zur Geschichte dieser Stadt. Es liegt an den heutigen Bewohnern, den damals geliebten Antisemiten eine neue Perspektive hinzuzufügen, sei es in erklärender, sei es in provokanter Weise. In diesem Sinne versteht sich meine Installation THE MISSING IMAGE als Intervention. Sie zeigt den immer gleichen Mechanismus der Ausgrenzung: Wer auf die Knie gezwungen wird, ist schmutzig. Wer auf dem Boden liegt, auf den kann man hinunter schauen.“

(Ruth Beckermann)

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Das 1988 von Alfred Hrdlicka geschaffene „Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“ wird durch eine Installation von Ruth Beckermann temporär ergänzt.

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Die Installation THE MISSING IMAGE bezieht sich auf die als Erinnerung an den Anschluss geschaffene Bronzefigur eines liegenden bärtigen Mannes mit einer Bürste in der Hand, die einen straßenwaschenden Juden darstellen soll. Dieser Figur fügt Ruth Beckermann die fehlenden Bilder der lachenden Zuseher bei einer sogenannten „Reibpartie“ – eine Erfindung der Wiener Antisemiten - hinzu. Mit scharfer Lauge und Bürsten, manchmal auch mit Zahnbürsten, mussten Juden die Symbole und Parolen des Ständestaates vom Gehsteig waschen.

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Es sind bewegte Bilder des einzigen bisher bekannten Filmclips einer „Reibpartie“, der kürzlich im österreichischen Filmmuseum gefunden wurde. Ruth Beckermann hat den elf Sekunden kurzen Clip bearbeitet und einen Loop gestaltet, der eine Wiener Geschichte erzählt: Eine Menge lachender Menschen sieht zu, wie zwei moderne bürgerlich gekleidete Juden kniend das Pflaster reinigen. Ein SA-Mann hält den Besen in der Hand einer jungen jüdischen Frau in die Kamera. Die Zuseher, auch sie ganz normale Bürgerinnen und Bürger, haben „a Hetz“. Sie genießen das Machtgefühl, auf Menschen, die am Boden kriechen, herab sehen zu können. Auf zwei LED Screens wird Hrdlickas Klischeefigur eines alten frommen Juden die gefilmte Realität des März 1938 in den Straßen Wiens gegenübergestellt. 

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Die stummen Filmbilder werden durch irritierende Sounds von Olga Neuwirth ergänzt.

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Die Installation THE MISSING IMAGE führt verschiedene zeitliche Ebenen zusammen: die historische mit Bildern aus den ersten Wochen der begeisterten „Heimkehr ins Reich“ 1938, die spezifische von der Opferlegende und der Waldheim-Affäre geprägte Erinnerungskultur 1988 und die projizierte Intervention im Jahr 2015. Ein Spannungsbogen entsteht, der Stoff für Diskussionen liefern wird.

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www.themissingimage.at

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Ruth Beckermann lebt als Filmschaffende und freie Autorin in Wien. Zu ihren Büchern zählen „Die Mazzesinsel“ und „Unzugehörig. Österreicher und Juden seit 1945“, zu ihren Filmen „American Passages“, „Die papierene Brücke“ und „Jenseits des Krieges“. Ihr neuer Film„Those who go Those who stay“ erhielt den großen Dokumentarfilmpreis auf der Diagonale 2014.

 

In Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum

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Wir danken folgenden Institutionen für die Unterstützung:

Film Fonds Wien, BKA/Kunstsektion, KÖR – Kunst im öffentlichen Raum, Nationalfonds und Zukunftsfonds der Republik Österreich

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